Besuch in der ThULB – 100 Jahre Jenaplan

Noch vor den Herbstferien verbrachte der 12. Jahrgang die Feier in der Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Jenaplan-Pädagogik in der ThULB. Es galt für uns, mehr über die Historie unserer eigenen Schule zu erfahren.

Begleitet wurden wir von der Schulmitbegründerin Gisela John.  Sie war von 1991- 2010 unsere Schulleiterin und erzählte uns nun viel über die Entstehung der Jenaplan-Schule in Jena. Besonders beeindruckten uns die Ausführungen über die Anfänge des Wirkens Peter Petersens in Jena. Seine Vorstellung war es, eine Schule zu erschaffen, die für alle Kinder zugänglich ist, egal welche Einschränkungen sie haben, und in der Selbstständigkeit eine wichtige Rolle spielt. Das von ihm entwickelte reformpädagogische Konzept präsentierte er 1927 in Locarno vor dem Weltbund der Erziehung und Erneuerung. Seitdem spricht man von dem “Jena-Plan”. Schon damals stand das freie und gemeinsame Lernen im Vordergrund und die Kinder sollten mitentscheiden dürfen, was sie lernen möchten. Daraus entstand ein Projektplan, zu dessen Umsetzung sich die Schulklassen ins Freie begeben haben und alle Themen sammelten, über die sie etwas lernen wollten. So wurde erreicht, dass die Kinder von sich aus selbst Interesse am Lernen bekommen. Das Konzept des Projektes haben wir bis heute beibehalten und Projektergebnisse, die in unserer Schule noch genauso entstehen, wie zum Beispiel Plakate oder Leporellos, kann man in der Ausstellung betrachten. Im Vergleich zu heute findet man kaum Unterschiede. Beibehalten wurde ebenso die von Petersen eingeführte Jahrgangsmischung, die bedeutet, dass die jüngeren Schüler im gemeinsamen Lernen von den Älteren lernen und umgekehrt. Ein bis heute wesentliches Element ist, dass Kinder nicht nach der 4. oder 8. Klasse getrennt werden, sondern alle gemeinsam auf eine Schule bis zu ihrem individuellen Abschluss gehen. Interessant war zudem, dass Petersen sich Gedanken über die Einrichtung der Klassenzimmer und Flure gemacht hat. In der Ausstellung kann man unter anderem die extra für die Klassenzimmer konstruierten Stühle und Tische betrachten. Sie sollten leicht und für Kinder gut tragbar sein. Ein Grund dafür war der für uns nur allzu bekannte Sitzkreis, der den damals üblichen Frontalunterricht verändern sollte. Mindestens genauso bekannt für uns war die Hausschuh-Regel.

Historisch stieß unsere Schule allerdings auch auf viele Gegenstimmen, vor allem in der Zeit der Weimarer Republik und des 2. Weltkrieges. Die Universitätsschule war dabei die einzige Jenaplan-Schule, die in der NS-Zeit geöffnet blieb. 1950 wurde sie dann doch geschlossen, da sie als “reaktionäres Überbleibsel der Weimarer Republik” angesehen wurde. Nach der Wende 1990 gab es, anlässlich eines Treffens ehemaliger Schüler, den Wunsch nach einer Wiedereröffnung der Jenaplan-Schule. Frau John, damals Mitglied im Jenaer Kulturausschuss, und Hans Schenker (damaliger Schulamtsleiter) veranlassten 1991 die Schulgründung der „Jenaplan-Schule Jena“. Der Wiederaufbau der Schule wurde damals von den Lehrern, Schülern und Lehrern selbst initiiert.

Die Ausstellungsgegenstände sind vor allem Rudimente der Universitätsschule von 1924, dazu gehören zum Beispiel die Baupläne der Möbel, Zeichnungen aus dem Unterricht und die Jena-Pläne. Bewundernswert für uns war, dass sogar die Farbe der Wände in den Ausstellungsstücken von damals übernommen und wiederhergestellt wurde. Wir stellten viele Fragen an unsere Stammgruppenlehrerin Frau Felgenträger und an Frau John, besonders interessierten uns die Gründe dafür, warum die Jenaplan-Schule zwischenzeitlich geschlossen wurde und wie die Bedingungen als Lehrer zur Zeit der DDR gewesen sind. Wir erhielten auch einen Einblick darüber, wie die neue Jenaplan-Schule in Weimar gebaut werden soll. Frau John als ehemalige Schulleiterin kennenzulernen, war ein besonderes Ereignis, welches den Schulausflug in der ThULB zu etwas Besonderem gemacht hat. Wir empfehlen allen Interessenten, die Ausstellung bis Ende Oktober zu besuchen, denn anders als sonst bietet sie viel Anschauungsmaterial von früher und nur wenig, aber dafür stichhaltig informativen Text. Besonders interessant ist der Vergleich von damals mit heute.

J.G., J.B. und S.H.