Am 15.05.2024 haben wir, der 11. Jahrgang, eine Exkursion im Rahmen des Geschichtsunterrichts zum Kulturbahnhof (alter Saalbahnhof) gemacht. Dort haben wir uns mit den Ereignissen der Zeit zwischen 1990 und 1994 beschäftigt, vor allem aber mit dem Alltag von Jugendlichen damals. Das Projekt wurde im Rahmen der Aufarbeitung der Angriffe des NSU gestartet, dessen Täter in Jena aufwuchsen. Gemeinsam mit der Freien Bühne Jena e.V. und dem Thüringer Archiv für Zeitgeschichte “Matthias Domaschk” sowie dem Jugendbildungs- und begegnungswerk polaris, wurde dieses Projekt organisiert. Durch diese Zusammenarbeit kann das Wissen kreativ und authentisch aber auch fachgerecht nahe gebracht werden.
Unser Tag begann um 8 Uhr damit, dass wir durch ein kleines Theaterstück direkt in die Zeit kurz nach der Wende 1989 zurückgeworfen wurden. Das Besondere war, dass man anstatt vor einer Bühne zu sitzen und zuzuschauen, direkt durch die Tür mitten in die Szene eintrat, und sich so, auch durch die passende Umgebung des alten Saalbahnhofes, in die damalige Zeit zurückversetzt fühlte.
Nach diesem hautnahen Einstieg haben wir uns, ganz nach Jenaplan Konzept, in einem Stuhlkreis zusammengesetzt, und wurden von den Leitern willkommen geheißen und weiter in den Tag eingeführt. Die thematische Einführung wurde großteils von Katharina Kempken vom Thüringer Archiv geleitet, und half allen, sich nochmal alles Wichtige aus der Zeit in den Kopf zu rufen und so richtig wach zu werden.
Nach einer kurzen Pause gab es dann nochmals einen etwas längeren Theaterauftritt, in welchem man einen Einblick in das Leben von 6 Jugendlichen bekam, welche zur Zeit der Wende in Jena lebten. Sie stellten auf verschiedene Weisen sowohl ihre Sorgen und Ängste dar, jedoch auch ihre Wünsche und Lebensgeschichten. Frank, Ronny, Tanya, Nancy, Micha(ela) und Maïa hatten alle sehr verschiedene Persönlichkeiten, welche durch einerseits ihre Kostüme herauskamen, aber auch von den Schauspielern sehr überzeugend so zum Leben gebracht wurden, so das viele von uns sehr emotional berührt waren.
Besonders waren auch die Monologe, welche sowohl von den Schauspielern selbst geschrieben wurden, als auch von echten Schriftstücken dieser Zeit inspiriert waren. Nach diesem Theaterstück gab es reichlich Gesprächsbedarf. In kleinen Gruppen wurden daher zuerst einmal auf Plakaten alle Eigenschaften, Merkmale und Besonderheiten der Charaktere gesammelt und es konnten viele verschiedene Perspektiven mit einbezogen werden.
Vor dem veganen Mittagessen durfte man sich dann schonmal in der vorbereiteten Ausstellung umsehen. Hier wurden 6 verschiedene Themenbereiche anschaulich dargestellt, unter anderem die Geschichte des Kassablancas. Nachdem alle gegessen hatten, wurde jeder Ausstellungsstation eine Person aus dem Theaterstück zugeteilt, und es wurde sich in Gruppen genauer mit der jeweiligen Station beschäftigt, um diese dann am Ende in kleinen Vorträgen den anderen Gruppen vorzustellen.
In der Abschlussrunde konnte jeder von seinem Highlight erzählen und das Feedback fiel insgesamt sehr positiv aus. Der Tag war für alle sehr lehrreich und jeder konnte sich ein besseres und nachvollziehbares Bild von dem Leben damals bilden.
Insgesamt war die Exkursion zum Kulturbahnhof für uns und unsere Mitschüler eine bereichernde und eindrucksvolle Erfahrung. Durch das kreative und interaktive Programm, das historische Theaterstück und die thematischen Workshops konnten wir ein tieferes Verständnis für das Leben der Jugendlichen in den frühen 1990er Jahren gewinnen. Aufgrund des komplexen sowie emotionalen Themas, war es für uns teilweise schwierig, die Informationen zu verarbeiten und einzuordnen, aber durch die gute Organisation und das pädagogische Team wurden wir professionell begleitet und alles wurde verständlich aufgearbeitet.
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen ermöglichte es, die Geschichte authentisch und lebendig nachzuempfinden. Alle Beteiligten waren sehr offen für Gespräche und Nachfragen von unserer Seite und haben den Tag sehr bereichert. Wir konnten nicht nur unser Wissen erweitern, sondern auch unser Bewusstsein für die Bedeutung der Vergangenheit und deren Aufarbeitung schärfen. Jeder von uns ging mit neuen Eindrücken, einem besseren Verständnis für die damalige Zeit, aber auch mit vielen verschiedenen Emotionen und Gefühlen nach Hause. Wir können dieses Projekt sehr empfehlen, um einen besseren Zugang zu diesem wichtigen Thema zu bekommen und um einfach einen schönen Tag zu verbringen.
L. H., N. K., E.K., C. S.